In einer meiner früheren Kitas standen diverse dicke gelbe Ordner mit Didaktischen Einheiten. Sie waren in der Entstehungszeit des Situationsan-satzes von Kita-Fachkräften und Forschenden zu lebensweltlichen Themen von Kindern entwickelt worden und sollten mehr Lebensbezug in die pädagogische Arbeit bringen. Eine dieser Ein-heiten befasste sich mit dem Thema „Tod und Trauer“, etwas, was Kinder durchaus beschäftigt. Allerdings war es die Einheit, die bei Fachkräften auf viel Widerstand stieß. Und diese Abwehr und Scheu erlebe ich auch heute noch bei meinen Evaluationen in Kitas. Da kommt das Buch von Margit Franz gerade richtig: „Tabuthema Trauerarbeit“ ist eine facettenreiche Publikation, die theoretische Einblicke und praxisnahe Handlungsperspektiven gibt, wie Fachkräfte sich mit Kindern den Fragen des Verlustes, des Abschiednehmens und der damit verbundenen Trauer nähern und eigene Ängste bearbeiten können. Die Autorin plädiert dafür, sich nicht erst dann damit zu beschäftigen, wenn ein Todesfall eingetreten ist, sondern das Thema im normalen Alltag aufzugreifen. „Der beste Zeitpunkt (...) ist immer dann, wenn das Thema nicht brisant ist“, schreibt sie in ihrem Vorwort. Für sie gibt es immer wieder Anknüpfungspunkte dazu, die nicht so dramatisch und belastend sind wie der aktuelle Tod eines nahestehenden Menschen. Sie lädt dazu ein, eigene biografische Erfahrungen zu reflektieren, und erläutert, welche Vorstellungen Kinder vom Tod haben. Margit Franz beschreibt, in welcher Weise Kinder Verlust, Abschied und Trauer erfahren und wie sie begleitet werden können. Das alles geschieht anschaulich, gut lesbar und ist mit vielen Tipps zu passenden Kinderbüchern versehen.

 

Thomas Thiel, in Welt des Kindes, Ausgabe 04-2021

 

Druckversion | Sitemap
© Margit Franz, Darmstadt