Margit Franz geht es in diesem praxisorientierten Handbuch darum, die Bedeutung des kindlichen Spiels deutlich zu machen. Dazu beleuchtet sie den Spielbegriff im Einleitungskapitel nicht nur theoretisch-wissenschaftlich, sondern lässt auch Kinder und Erzieherinnen zu Wort kommen. Neugier ist der Motor des kindlichen Spiels, und in verschiedenen Spielformen – beispielsweise im Funktions- und Objektspiel, Als-Ob-Spiel, Konstruktionsspiel – zeigen Kinder von Anfang an Kompetenz und sind Akteure ihrer Entwicklung. „Spielen ist ganzheitliche Persönlichkeitsentwicklung“, so ist der Abschnitt betitelt, der unter anderem auf die kreativ-fantasievolle, die sensomotorische, emotionale, soziale, kognitive, sprachlich-kommunikative, mathematisch-logische Dimension des Spielens eingeht. Im zweiten großen Kapitel „Dem Spielen in der KiTa Raum geben“ beleuchtet die Autorin , welche Bedingungen das eigenaktive Spielen und die Spielkompetenz der Kinder fördern. Dabei geht sie auf die Raumgestaltung und die Auswahl des Spielmaterials ein. Unter dem Motto „Spielzeiten ermöglichen“ tritt Margit Franz der verbreiteten Meinung entgegen, dass beim Spielen wertvolle (Bildungs-)Zeit verloren gehe. „Spielen ist Bildungszeit!“, so die Autorin, und zugleich Anlass für Beobachtungen mit einem positiven, vorurteilsfreien Blick auf das einzelne Kind. Die Dokumentation der Spielsituation, das Herausarbeiten von Themen / Entwicklungsschritten ist eine anspruchsvolle Aufgabe und kann auch gemeinsam mit den Kindern geleistet werden: Dokumentation mit Kindern als gelebte Partizipation. Klar umrissen wird in diesem Zusammenhang auch die Aufgabe der Erziehenden: Akzeptanz, Zurückhaltung, Dialog, Anerkennung, Unterstützung – das sind einige Schlagworte, wenn es darum geht, die Spielhandlungen der Kinder feinfühlig zu begleiten. Und wie es gelingen kann, Eltern und überhaupt die Öffentlichkeit „mit ins Boot“ zu holen und sich für den unschätzbaren Wert des kindlichen Spiels einzusetzen, zeigt die Autorin anhand vieler Beispiele in den letzten Kapiteln.
Ein schön gestaltetes, informatives und gut lesbares Buch, das fachlich fundiert und zugleich praxisorientiert entfaltet, dass Spielen und Fördern kein Gegensatzpaar, sondern ein Traumpaar sind. Spielen ist die Grundlage des kindlichen Selbstbildungsprozesses und es ist an uns, den Kindern den Spielraum zu geben, den sie für ihre Entwicklung so sehr brauchen.
Christine Baur, Buchhändlerin, freie Lektorin und Redakteurin, erschienen in: ZeT. Zeitschrift für Tagesmütter und –väter, Ausgabe 05-2016