Das hört man immer wieder, wenn Kinder scheinbar nur ins Spiel vertieft sind. Dass Spiel aber als die höchste Stufe des Lernens von Kindern anzusehen ist, macht diese DVD eindrucksvoll deutlich. Schon der Titel „Königsdisziplin Spielen“ unterstreich das auf geniale Weise. Im Film selbst werden ganz unterschiedliche Spielsequenzen gezeigt, und Fachleute unterfüttern mit ihren Wortbeiträgen die enorme Bedeutung kindlichen Spiels für die Persönlichkeitsentwicklung und die Aneignung von Welt.

Im Spiel wachsen Kinder in ihre Kultur hinein und lernen ganz bei sich und erleben Selbstwirksamkeit.  Spiel ist nie zweckfrei, auch wenn dies Erwachsenen so erscheint. Die Kinder folgen einem inneren Plan bei Spielen und suchen die „Zone der nächsten Entwicklung“, wie der russische Psychologe Wygotski es nennt: die nächsthöhere Herausforderung, etwa mit einem weiteren Stein den Turn noch höher zu bauen oder die nächste Treppenstufe zu meistern.

Der Film gliedert sich in 16 Sequenzen und beleuchtet unterschiedliche Aspekte kindlichen Spiels. Es geht um den Einfluss auf die körperliche, seelische und soziale Entwicklung des Kindes, um Regel- und Rollenspiele, das Spielverhalten von Jungen und Mädchen, um Raum und Zeit als wichtige Voraussetzungen für gelingende Spielprozesse. Es wird aber auch der Einfluss der Spielzeugindustrie gerade im Hinblick auf Rollenklischees kritisch hinterfragt.

Vor dem Hintergrund steigender Lernerwartungen von Eltern bietet sich dieser Film hervorragend als Anschauungsmaterial an, das oft schiefe Bild vom Lernen bei Erwachsenen zu revidieren und hervorzuheben, dass Spielen tatsächlich die Königsdisziplin kindlichen Lernens ist.

 

Konstanze Edinger, in Welt des Kindes, Ausgabe 02-2020

 

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© Margit Franz, Darmstadt