Kinder verbringen täglich viel Zeit in Kindergarten oder KiTa. Sie halten sich in Räumen auf, in denen sich Sozialisation, Erziehung und Bildung ereignen. Neben den pädagogischen und personellen Voraussetzungen spielt hierbei der Raum selbst und seine Gestaltung eine wichtige Rolle. Deshalb lenken die Autorinnen den Blick auf die Räume einer Kindertageseinrichtung, die sehr unterschiedlichen Anforderungen standhalten müssen. Spielen, Essen, Toben, Ausruhen, Lernen und vieles mehr passiert in wenigen Räumen, die für all diese Bedürfnisse Platz und Ausstattung bieten müssen. Ausgehend von diesen Ansprüchen an die Raumgestaltung entwickeln die Autorinnen Ansätze zu Gestaltungskonzepten für multifunktionelle und zugleich kreative Räume.

 

Das Besondere: Auf der Basis umfassender Recherchen stellen die Autorinnens sechst Typen von Räumen bzw. Orten vor, die aus Kindersicht kommentiert werden. Dies sind: anregende Orte der Bewegung, besinnliche Orte der Ruhe, lebendige Orte des Zusammenseins, kuschelige Orte des Alleinseins, abenteuerliche Orte der Geborgenheit. Diese Vielfalt ist mit begrenztem Platz nur schwer zu realisieren. Die Autorinnen zeigen, wie durch bewusste Akzentsetzung dennoch Unterschiedliches seinen Raum finden kann, ohne dass dabei eine gesichtslose Inselbildung im Gruppenraum („Vier-Ecken-Pädagogik“) herauskommt. Weniger kann mehr sein – wenn eine überlegte Konzeption statt der bloßen Materialüberfrachtung vorliegt. Zudem erläutern die Autorinnen die Bedeutung von Farben, Licht, Raumklima, Akustik und Materialien in Räumen für Kinder. Dass bei all dem auch Orte für Erwachsene berücksichtigt werden, deutet die Ganzheitlichkeit der Gestaltungsplan an. Zahlreiche, teils farbige Bilder sind nicht nur bloße Illustration, sondern Denkanstoß für Gestaltungskonzepte.

 

Fazit: Die Autorinnen zeigen eindrücklich, dass es auch eine pädagogische Aufgabe ist, sich über die Gestaltung von Räumen grundsätzliche Gedanken zu machen. Dies gilt nicht nur für Neueinrichtungen, sondern gerade auch für Räume, die schon lange im Gebrauch sind und an denen festgefahrene Gewohnheiten ablesbar sind. Die Anregungen, mit knappem Platz sinnvoll und kindorientiert umzugehen, ermöglichen neben aller Funktionalität auch sinnliche Erfahrungen. Die Gestaltung von KiTa-Räumen bleibt so nicht Metapher, sondern wird konkret-anschauliches und praktisch-realisierbares pädagogisches Konzept, das Räume nicht nur zu Aufenthaltsorten, sondern zu Orten für vielfältige Erfahrungen werden lässt.

 

Prof. Dr. Dieter Wrobel, veröffentlicht in „kindergarten heute“, Ausgabe 03-2006 

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© Margit Franz, Darmstadt